This post is an addition to the Tentative Career Advice section of Gregory Lewis’ 80,000 hours article on GCBRs, focusing on opportunities in Germany. Please reach out if you have feedback—especially if you would suggest different institutions or prioritisations.
Im Folgenden werden wir explizit auf Karrieremöglichkeiten in der Bundesrepublik Deutschland (und teilweise in der Europäischen Union und der Schweiz) eingehen. Tendenziell ist für dieses Thema aber z.B. die USA wesentlich besser geeignet, da es dort mehr Möglichkeiten mit GCBR-Fokus gibt. Explizit zum Thema “Globale Katastrophale Biologische Risiken” wird in Deutschland unseres Wissens nach derzeit nicht in etablierten Institutionen gearbeitet. Das bedeutet auf der einen Seite, dass der marginale Effekt zusätzlich daran zu arbeiten hier größer sein kann als z.B. in den USA. Auf der anderen Seite, muss man sich selbst stärker bemühen, das Thema in die im Folgenden genannten Institutionen einzubringen. Aufgrund der Rolle der EU im weltpolitischen Gefüge, deren wirtschaftlicher Rolle sowie dessen Möglichkeit zur Etablierung von Normen, scheint die Etablierung GCBR-mitigierender Strukturen in der EU relevant (sowie in Deutschland, u.a. wegen dessen Rolle innerhalb der EU).
1. Studium
In Deutschland existieren keine Universitäten mit ähnlichen Renommee wie das von “Oxbridge” oder das der Ivy-League Universitäten. Neben dem Renommee ist jedoch selbstverständlich die Qualität der Lehre und ein grundlegender Fokus auf Themen mit Biosicherheitsrelevanz wichtig. Einen Fokus auf Biosicherheit oder gar Forschung zu Globalen Katastrophischalen Biologischen Risiken gibt es bisher nirgends. Daher bleibt der beste Ansatz, sich nach etablierten Ressourcen, wie z.B. dem ZEIT-Studienführer zu richten, und andere persönliche Entscheidungskriterien stärker zu gewichten. Es ist auch sinnvoll, ein Studium in UK oder den USA in Erwägung zu ziehen. Weniger weit weg bieten sich in der Schweiz die ETHZ (Zürich) und EPFL (Lausanne) an.
Technische Studiengänge
In Deutschland bietet sich der Genome Based Systems Biology M.Sc. oder ein PhD in synthetischer Biologie in Bielefeld an. Die GASB (s. unten) hat dort ihren Standort, weshalb es dort ein Bewusstsein für Biosicherheit gibt.
Politische Studiengänge
Es bietet sich hierfür an, in Berlin zu studieren. Das ermöglicht viel direkte Arbeit, Weiterbildung und Netzwerken im politischen bzw. diplomatischen Betrieb neben dem Studium.
2. Berufe
Einige Organisationen in (Kontinental-)Europa, die Nähe zum Thema Biosicherheit besitzen, sind hier zusammengestellt. Im Folgenden eine Auswahl aus dieser Übersicht:
Bundesrepublik Deutschland und Europäische Union
Im (über)staatlichen Apparat werden prinzipiell wichtige Entscheidungen im Bezug auf existentielle Risiken getroffen. Wie bereits angedeutet, gibt es dort allerdings noch keine spezifischen Positionen die daran arbeiten. Daher bietet es sich an, stattdessen an angrenzenden Themen zu arbeiten—entweder bereits in Ministerien, in Think Tanks / Lobbyorganisationen oder an Forschungsinstituten -, um das Thema im richtigen Moment einbringen zu können, in den Fokus zu rücken oder in passendere Stellen zu wechseln.
In Deutschland und der EU kommen für die Prävention und Mitigation von Pandemien verschiedene Akteure in Frage:
Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr; stellt die Umsetzung der Rüstungskontrollverträge sicher, die Deutschland mit anderen Staaten geschlossen hat, und bereitet vertrauensbildendende Maßnahmen für Deutschland bei BWÜ-Zusammentreffen vor
Wie oben in der Präambel erklärt, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass man nicht planen kann, in den genannten Institutionen (vor allem Unterarbeitsgruppen) zu arbeiten. Vielmehr strebt man entweder eine eher allgemeinere Beamtenlaufbahn an oder holt sich außerhalb der Ämter genug relevantes career capital, um im richtigen Moment Glück zu haben und eine Stelle in der Institution zu bekommen.
Wissenschaftliche Gemeinschaft
Man kann versuchen, sich in diesen Gruppierungen zu engagieren, wenn man in der Wissenschaft aktiv ist:
German Association for Synthetic Biology (GASB) Diese Gemeinschaft von Wissenschaftler*innen beschäftigt sich im Allgemeinen mit synthetischer Biologie. Ihnen ist aber auch das Thema Biosicherheit bewusst und sie setzen sich aktiv ein, einen verantwortungsvollen Umgang mit biologischer Forschung zu stärken.
Gemeinsamer Ausschuss zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung der Leopoldina und DFG “Der Gemeinsame Ausschuss ist ein [...] eingerichtetes Gremium, das das Bewusstsein für die doppelte Verwendbarkeit (Dual-Use) von Forschungsergebnissen, den verantwortungsvollen Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung und die diesbezügliche Selbstregulierung der Wissenschaften nachhaltig stärken soll. [...] [Zur Arbeit] gehören insbesondere die Etablierung und Arbeit von lokalen Kommissionen für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung an den deutschen Forschungsinstitutionen. Gleichzeitig dient der Ausschuss zum Erfahrungsaustausch.“ Als Gremium der bedeutenden Institutionen Leopoldina und DFG haben dessen Ergebnisse häufig relevanten Einfluss auf die Gesetzgebung in Deutschland.
Internationale Organisationen
In Europa haben folgende relevanten Büros dieser Organisationen ihre Standorte:
Die folgenden 4 Forschungsinstitute beschäftigen sich unter anderem im Rahmen des Forschungsprojekts CBWNet mit der Frage wie Normen gegen Chemie- und Biowaffen umfassend gestärkt werden können:
Du hast Fragen zum Thema Biosecurity und denkst darüber nach selbst in diesem Bereich aktiv zu werden? Simon Grimm hilft dir gern weiter: Simon hat in Basel Medizin studiert und beschäftigt sich seit 2 Jahren mit Biosicherheit. Dafür hat er beim Biowaffenübereinkommen in Genf, von Open Philanthropy unterstützt, ein Praktikum absolviert, forscht aktuell zu dual use research of concern und schreibt ab Herbst 2022 in Prof. Kevin Esvelts Gruppe am MIT seine medizinische Doktorarbeit. Er ist insbesondere daran interessiert, die Biosicherheitscommunity in Deutschland und Europa weiter aufzubauen und nimmt Policyarbeit in Berlin oder Brüssel als vielversprechend wahr. Ihr könnt ihn unter simonleandergrimm [at] gmail [dot] com erreichen.
Careers concerning Global Catastrophic Biological Risks (GCBRs) from a German perspective
This post is an addition to the Tentative Career Advice section of Gregory Lewis’ 80,000 hours article on GCBRs, focusing on opportunities in Germany. Please reach out if you have feedback—especially if you would suggest different institutions or prioritisations.
Im Folgenden werden wir explizit auf Karrieremöglichkeiten in der Bundesrepublik Deutschland (und teilweise in der Europäischen Union und der Schweiz) eingehen. Tendenziell ist für dieses Thema aber z.B. die USA wesentlich besser geeignet, da es dort mehr Möglichkeiten mit GCBR-Fokus gibt. Explizit zum Thema “Globale Katastrophale Biologische Risiken” wird in Deutschland unseres Wissens nach derzeit nicht in etablierten Institutionen gearbeitet. Das bedeutet auf der einen Seite, dass der marginale Effekt zusätzlich daran zu arbeiten hier größer sein kann als z.B. in den USA. Auf der anderen Seite, muss man sich selbst stärker bemühen, das Thema in die im Folgenden genannten Institutionen einzubringen. Aufgrund der Rolle der EU im weltpolitischen Gefüge, deren wirtschaftlicher Rolle sowie dessen Möglichkeit zur Etablierung von Normen, scheint die Etablierung GCBR-mitigierender Strukturen in der EU relevant (sowie in Deutschland, u.a. wegen dessen Rolle innerhalb der EU).
1. Studium
In Deutschland existieren keine Universitäten mit ähnlichen Renommee wie das von “Oxbridge” oder das der Ivy-League Universitäten. Neben dem Renommee ist jedoch selbstverständlich die Qualität der Lehre und ein grundlegender Fokus auf Themen mit Biosicherheitsrelevanz wichtig. Einen Fokus auf Biosicherheit oder gar Forschung zu Globalen Katastrophischalen Biologischen Risiken gibt es bisher nirgends. Daher bleibt der beste Ansatz, sich nach etablierten Ressourcen, wie z.B. dem ZEIT-Studienführer zu richten, und andere persönliche Entscheidungskriterien stärker zu gewichten. Es ist auch sinnvoll, ein Studium in UK oder den USA in Erwägung zu ziehen. Weniger weit weg bieten sich in der Schweiz die ETHZ (Zürich) und EPFL (Lausanne) an.
Technische Studiengänge
In Deutschland bietet sich der Genome Based Systems Biology M.Sc. oder ein PhD in synthetischer Biologie in Bielefeld an. Die GASB (s. unten) hat dort ihren Standort, weshalb es dort ein Bewusstsein für Biosicherheit gibt.
Politische Studiengänge
Es bietet sich hierfür an, in Berlin zu studieren. Das ermöglicht viel direkte Arbeit, Weiterbildung und Netzwerken im politischen bzw. diplomatischen Betrieb neben dem Studium.
2. Berufe
Einige Organisationen in (Kontinental-)Europa, die Nähe zum Thema Biosicherheit besitzen, sind hier zusammengestellt. Im Folgenden eine Auswahl aus dieser Übersicht:
Bundesrepublik Deutschland und Europäische Union
Im (über)staatlichen Apparat werden prinzipiell wichtige Entscheidungen im Bezug auf existentielle Risiken getroffen. Wie bereits angedeutet, gibt es dort allerdings noch keine spezifischen Positionen die daran arbeiten. Daher bietet es sich an, stattdessen an angrenzenden Themen zu arbeiten—entweder bereits in Ministerien, in Think Tanks / Lobbyorganisationen oder an Forschungsinstituten -, um das Thema im richtigen Moment einbringen zu können, in den Fokus zu rücken oder in passendere Stellen zu wechseln.
In Deutschland und der EU kommen für die Prävention und Mitigation von Pandemien verschiedene Akteure in Frage:
Bundesministerium für Verteidigung
Bundeswehr, insbesondere:
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, eine Schlüsseleinrichtung in Bezug auf Biosicherheitsfragen
Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr; stellt die Umsetzung der Rüstungskontrollverträge sicher, die Deutschland mit anderen Staaten geschlossen hat, und bereitet vertrauensbildendende Maßnahmen für Deutschland bei BWÜ-Zusammentreffen vor
Auswärtiges Amt. insbesondere:
Biosicherheitsprogramm
ORF 12
Bundesministerium für Gesundheit
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Generaldirektion der Kommission zu Gesundheit
European Center for Disease Prevention and Control
European Medicines Agency
HERA (EU-Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen)
Außerdem gibt es noch EU-Exzellenzzentren zur Minderung chemischer, biologischer, radiologischer und nuklearer Risiken.
Wie oben in der Präambel erklärt, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass man nicht planen kann, in den genannten Institutionen (vor allem Unterarbeitsgruppen) zu arbeiten. Vielmehr strebt man entweder eine eher allgemeinere Beamtenlaufbahn an oder holt sich außerhalb der Ämter genug relevantes career capital, um im richtigen Moment Glück zu haben und eine Stelle in der Institution zu bekommen.
Wissenschaftliche Gemeinschaft
Man kann versuchen, sich in diesen Gruppierungen zu engagieren, wenn man in der Wissenschaft aktiv ist:
German Association for Synthetic Biology (GASB)
Diese Gemeinschaft von Wissenschaftler*innen beschäftigt sich im Allgemeinen mit synthetischer Biologie. Ihnen ist aber auch das Thema Biosicherheit bewusst und sie setzen sich aktiv ein, einen verantwortungsvollen Umgang mit biologischer Forschung zu stärken.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie
Das ist die Fachvertretung von Epidemiolog*innen in Deutschland.
Gemeinsamer Ausschuss zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung der Leopoldina und DFG
“Der Gemeinsame Ausschuss ist ein [...] eingerichtetes Gremium, das das Bewusstsein für die doppelte Verwendbarkeit (Dual-Use) von Forschungsergebnissen, den verantwortungsvollen Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung und die diesbezügliche Selbstregulierung der Wissenschaften nachhaltig stärken soll. [...] [Zur Arbeit] gehören insbesondere die Etablierung und Arbeit von lokalen Kommissionen für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung an den deutschen Forschungsinstitutionen. Gleichzeitig dient der Ausschuss zum Erfahrungsaustausch.“ Als Gremium der bedeutenden Institutionen Leopoldina und DFG haben dessen Ergebnisse häufig relevanten Einfluss auf die Gesetzgebung in Deutschland.
Internationale Organisationen
In Europa haben folgende relevanten Büros dieser Organisationen ihre Standorte:
UN DRR (UN-Büro für Katastrophenrisikominderung) (Genf, Schweiz)
UNODA (UN-Büro für Abrüstungsfragen) (Genf, Schweiz), in dem auch die Implementation Support Unit der BWÜ angesiedelt ist
WHO Programm für gesundheitliche Notlagen (Genf, Schweiz), Teil dessen auch das WHO-Referat für Biosicherheit und Schutz der Gesundheitssicherheit ist
WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence (Berlin)
Universitäre Forschung und Zivilgesellschaft
Die folgenden 4 Forschungsinstitute beschäftigen sich unter anderem im Rahmen des Forschungsprojekts CBWNet mit der Frage wie Normen gegen Chemie- und Biowaffen umfassend gestärkt werden können:
Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF), Universität Hamburg:
Hier gibt es eine Forschungsgruppe (INFABRI) mit langjähriger Erfahrung zum Thema Biowaffenkontrolle. Forscher*innen des Instituts sind auch regelmäßig bei den Review Conferences des Biowaffenübereinkommens vertreten.
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH), Universität Hamburg:
Hier gibt es einen Forschungsbereich zu Rüstungskontrolle und Technologien.
Peace Research Institute Frankfurt (PRIF) = Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK):
Hier wird sich mit internationaler Sicherheit, neuen Technologien und dual use risks of concern beschäftigt. Mitarbeiter*innen des Instituts nehmen beratende Funktionen beim BWÜ ein. Weitere relevante Projekte des HSFK: 1, 2.
Professur für Öffentliches Recht und Völkerrecht, Justus-Liebig-Universität Gießen:
Hier gibt es allgemeine juristische bzw. völkerrechtliche Expertise.
Außerdem spielt im Diskurs um das Thema Biosicherheit die Münchner Sicherheitskonferenz international eine wichtige Rolle. Mitwirkung z.B. im Rahmen des Junior-Ambassador-Programms oder durch direkte Arbeit in der zugehörigen Stiftung ist empfehlenswert.
Zuletzt gibt es einzelne Think Tanks in Europa, die sich mit GCBRs beschäftigen.
Gesundheitswesen
Robert-Koch-Institut (Berlin), insbesondere das Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS)
Labor Spiez (Spiez, Schweiz)
Konferenzen/Meetings
Potentiell relevante Zusammentreffen (frei zugänglich):
Science, Peace, Security (Darmstadt)
Medical Biodefense Conference (München)
World Health Summit
Ansprechpartner
Du hast Fragen zum Thema Biosecurity und denkst darüber nach selbst in diesem Bereich aktiv zu werden? Simon Grimm hilft dir gern weiter: Simon hat in Basel Medizin studiert und beschäftigt sich seit 2 Jahren mit Biosicherheit. Dafür hat er beim Biowaffenübereinkommen in Genf, von Open Philanthropy unterstützt, ein Praktikum absolviert, forscht aktuell zu dual use research of concern und schreibt ab Herbst 2022 in Prof. Kevin Esvelts Gruppe am MIT seine medizinische Doktorarbeit. Er ist insbesondere daran interessiert, die Biosicherheitscommunity in Deutschland und Europa weiter aufzubauen und nimmt Policyarbeit in Berlin oder Brüssel als vielversprechend wahr. Ihr könnt ihn unter simonleandergrimm [at] gmail [dot] com erreichen.